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VDMA Armaturen Stellungnahme zur Regulierung von PFAS im Rahmen der REACH Verordnung Konsultationsverfahren vom 22.03. -- 25.09.2023 Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) vertritt rund 3.600 Mitgliedsunternehmen des mittelstndisch geprgten Maschinen- und Anlagenbaus in Deutschland und Europa. Innerhalb dieser Organisation bildet der Fachverband Armaturen mit seinen knapp 200 Firmen das Netzwerk der Hersteller von Gebudearmaturen. Dazu zhlen Sanitrarmaturen wie Badezimmer- und Kchenarmaturen genauso wie technische Gebudearmaturen, zum Beispiel Absperr- oder Regulierventile, aber auch Hygienesplsysteme, Heizungsarmaturen sowie Armaturen in Wrmeerzeugern und Wrmepumpen. Die von uns vertretenen Unternehmen verwenden Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) in erster Linie als Material in Dichtungen, aber auch in Membranen und Schluchen, die -- in Verbindung mit Armaturen bzw. als deren Bauteile -- in Kontakt mit Trinkwasser oder Heizungswasser kommen. Zum Hintergrund Am 22. Mrz 2023 wurde die in der REACH-Verordnung vorgesehene sechsmonatige ffentliche Konsultationsphase zum Beschrnkungsvorhaben eingeleitet. Gem der Systematik des Anhangs XVII der REACH-Verordnung wren von einer zuknftigen Beschrnkung potenziell die Herstellung, das Inverkehrbringen sowie die Verwendung von PFAS betroffen. Der VDMA Fachverband Armaturen steht fr eine nachhaltige Welt und untersttzt grundstzlich den zentralen Gedanken, gesundheitsgefhrdende Materialien und Substanzen zu subsituieren sowie das Ziel, als sehr gefhrlich eingestufte PFAS (zum Beispiel CMR, PBT, vPvB, PMT, vPvM oder als ED) nicht mehr in die Umwelt gelangen zu lassen. Insofern ist eine Regulierung dieser als sehr gefhrlich eingestuften PFAS grundstzlich richtig. VDMA e.V. Lyoner Str. 18 60528 Frankfurt am Main, Germany Telefon E-Mail @vdma.org Internet http://vdma.org/armaturen Vereinsregister AG Frankfurt/Main, Nr. VR 4278 Armaturen Vorsitzender: Axel Weidner Geschftsfhrerin: Dr. Laura Dorfer Ihrem Nachhaltigkeitsanspruch folgend forscht die Gebude- und Sanitrarmaturenindustrie im brigen bereits seit Jahrzehnten kontinuierlich nach neuen nachhaltigen Werkstoffen und hat Lsungen entwickelt, die ihre trinkwasserhygienische Eignung und eine extreme Langlebigkeit in Heizungssystemen lngst nachgewiesen haben und in vielfltigsten Produkten erfolgreich zum Einsatz kommen. Die Komponenten im Trinkwasserbereich sind zudem seit Jahrzehnten mikrobiologisch (u. a. international auf Basis der Norm EN 16421) und bezglich des Migrationsverhaltens (u. a. durch nationale Regulierung des Umweltbundesamtes in Deutschland wie etwa die Bewertungsgrundlage fr Kunststoffe und andere organische Materialien in Kontakt mit Trinkwasser) geprft und in vielen Bereichen auch zertifiziert. Neben nationaler Regulierung wie der deutschen Trinkwasserverordnung werden zudem die Anforderungen der Europischen Trinkwasserrichtlinie eingehalten. Das Resultat dieser Bemhungen: Die Trinkwasserqualitt ist in Deutschland laut dem Umweltbundesamt ,,sehr gut" und Wrmeerzeuger wie etwa Wrmepumpen haben eine Standzeit von Jahrzehnten. Beides ist nachhaltig. Fluorpolymere im Trinkwasser- und Wrmebereich Bei den Anwendungen von Kunststoffmaterialien in Trinkwasserkontakt oder Wrmeerzeugern geht es vorrangig um den Einsatz von Fluorpolymeren. Dabei handelt es sich um Hochleistungskunststoffe, die sich durch besonders hohe Bestndigkeiten auszeichnen. Sie wirken dichtend, wasserabweisend, reibungsvermindernd und verhindern das Anhaften von Substanzen. Dazu zhlt vor allem der weit verbreitete Fluorkunststoff PTFE (Polytetrafluorethen, auch unter ,,Teflon" bekannt) oder FKM (,,Fluorkautschuk"). Sie werden unter anderem in Dichtungen und Schlauchleitungen in der Trinkwasserinstallation eingesetzt und tragen dabei nicht nur mageblich zur Vermeidung von Leckagen bei, sondern auch zum Gelingen der Klimawende. Auch die Trinkwasserqualitt wird dadurch optimal geschtzt. Einige Fluorpolymere wurden wissenschaftlich als ,,Polymers of low concern" (PTFE, ETFE, FEP, PFA, PVDF und VDF-co-HFP) bewertet. Es wurde bewiesen, dass sie chemisch stabil, nicht toxisch, nicht bioverfgbar, nicht wasserlslich und nicht mobil sind. Aus diesen Grnden sind die Fluorpolymere beispielsweise auch als Materialien fr den Lebensmittelkontakt oder in der Medizintechnik zugelassen. Auerdem erklren Henry et al. (2018), dass alle Fluorpolymere als ,,Polymers of low concern" anzusehen sind1. Forderung: Fluorpolymere von Beschrnkungsvorhaben ausnehmen Der VDMA Fachverband Armaturen fordert daher die generelle Ausnahme von Fluorpolymeren, die (im brigen auch nach der Definition der OECD) als ,,Polymers of low concern" gelten, aus dem PFAS-Beschrnkungsvorhaben. 1 Henry, B. J; Carlin, J. P; Hammerschmidt, J. A; Buck, R. C; Buxton, L W.; Fiedler, H.; Seed, J.; Hernandez, O. A Critical Review of the Application of Polymer of Low Concern and Regulatory Criteria to Fluoropolymers. Integr. Environ. Assess. Manage. 2018, 14 (3), 316-334.) - 2 - Zudem sollten Stoffe wie Monomere und Prozesshilfsstoffe, die fr die Fluorpolymerherstellung und deren Produktion erforderlich sind, aus dem Verbot ausgenommen werden, sofern eine sichere Verwendung sichergestellt ist. Dies sieht auch die Studie der britischen Arbeitsschutzbehrde (HSE) vor2. Darum sollten generell Gruppen mit geringem Risiko (z. B. Fluorelastomere, Fluorpolymere, bewertet als ,,Polymers of low concern") oder Verwendungen ohne relevantes Risiko (z. B. Verwendungen in geschlossenen Systemen), ausgenommen werden. Fluorpolymere unverzichtbar Im Trinkwasser- sowie im Wrmeerzeugerbereich sind diese Ausnahmen wichtig, denn ohne Dichtungen, Membrane, Schluche usw. auf vorrangiger Basis von Fluorpolymeren wie insbesondere PTFE ist die sichere Versorgung mit unseren wichtigsten Ressourcen nicht gewhrleistet. Hier liegen zur Verwendung von als ,,Polymers of low concern" eingestufte Materialien derzeit keine Alternativen vor, die ber einen vergleichbaren Zeitraum hnliche Bestndigkeiten aufweisen. Diese sind gerade bei der Trinkwasserversorgung und der Heizungsinstallation von enormer Bedeutung, weil es hier um den Schutz der Gesundheit und den Komfort ber lange Zeitrume geht. Trinkwasser- und Heizungsinstallationen sind in vielen Gebuden nicht oder nur sehr schwer zugnglich und sollten eine Huserleben lang dicht und leistungsfhig bleiben - das sind mindestens 50 Jahre. Dies betrifft auch die in den Installationen eingesetzten Armaturen, fr die die Hersteller entsprechende Gewhrleistungen abgeben mssen, die je nach Produkt unterschiedlich lang sind und viele Jahre betragen knnen. Im brigen weisen wir daraufhin, dass man insbesondere bei ,,Polymers of low concern" zunchst einmal das konkrete Gefhrdungspotenzial whrend der Nutzungsphase kennen sollte, bevor man Verbote von jahrzehntelang bewhrten Materialien und Substanzen herbeifhrt. So sind aktuell keine konkreten Gefhrdungspotenziale bekannt, die sich als Folge der Abgabe von PFAS an das Trinkwasser durch Gebude- und Entnahmearmaturen bzw. deren Dichtungen ergeben wrden. Es ist daher unbedingt erforderlich, zunchst einmal die Summe aller abgegebenen PFAS in einer Gebude- und Trinkwasserinstallation zu ermitteln, bevor berhaupt erst ein Verbot ausgesprochen wird. Liegen mgliche ermittelte Werte unter den PFAS-Grenzwerten, die die Europische Trinkwasserrichtlinie und deren nationale Umsetzungen wie etwa die deutsche Trinkwasserverordnung vorsieht, wre grundstzlich seitens EU und ECHA von Verboten fr die Verwendung PFAS-haltiger Materialien in Bauteilen und Komponenten in Trinkwasserkontakt abzusehen. 2 https://www.hse.gov.uk/reach/assets/docs/pfas-rmoa.pdf - 3 - Konsequenzen eines Verbotes von Fluorpolymeren Werden die bisherigen in erster Linie fr Dichtungen verwendeten PFAS-haltigen Materialien wie PTFE verboten, so stellt dies zum einen eine Gefahr fr den Gebudebestand dar: Erfllen Dichtungen mit geringeren Bestndigkeiten nicht mehr ihre Funktion, drohen Leckagen und Wasserschden, die ein ganzen Gebude treffen knnen. Bereits jetzt kommt es nach Aussage des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft in Deutschland jhrlich zu mehr als 1 Millionen Leitungswasserschden, deren Kosten sich auf ber 3 Milliarden Euro summieren. Vor allem jedoch ergeben sich erhebliche Risiken fr die Gesundheit: Wenn Dichtungen ihre Schutzfunktion nicht mehr erfllen, droht die Migration gesundheitsgefhrdender Stoffe in das Trinkwasser und die Verbraucher sind akut gefhrdet. So sorgen Sicherungsarmaturen dafr, dass beispielsweise kein Wasser aus der Regenwassernutzung in die Trinkwasserinstallation gelangen kann oder verunreinigtes Wasser aus einer Anlage oder einem Apparat in die Trinkwasserverteilleitungen der Wasserversorger zurckgedrckt wird. Ohne zuverlssige Dichtungen kann das nicht mehr gewhrleistet werden und die Kontamination mit Keimen und Bakterien bedroht die Gesundheit der Verbraucher, die in Deutschland in immer grerer Zahl das Trinkwasser direkt aus der Leitung trinken. In diesem Zusammenhang weisen wir darauf hin, dass es ein zentrales Ziel der 2020 aktualisierten Europischen Trinkwasserrichtlinie ist, dass Trinkwasser in Europa bedenkenlos aus der Leitung getrunken werden kann.3 Dieses setzt eine einwandfreie Qualitt sowohl des Trinkwassers als auch der Trinkwasserinstallation voraus, die ohne die Verwendung PTFE-haltiger Materialien aktuell nicht garantiert werden kann. Nicht ausblenden darf man aber auch die wirtschaftlichen Auswirkungen eines Verbotes von Fluorpolymeren: Ohne Dichtungen, Membrane und Schluche funktionieren Armaturen weder im Heizungs- noch im Trinkwasserbereich. Und ohne geeignete Alternativen knnen Hersteller ihren Kunden keine langfristige sichere Verwendung im Sinne gesetzlicher Vorgaben garantieren. Damit drohen nicht nur der gesamten Armaturenbranche, die ber den Trinkwasserbereich hinaus allein in Deutschland einen Umsatz von 12,7 Milliarden Euro erzielt und rund 43.000 Menschen beschftigt, starke Verwerfungen. Auch ein dramatischer Notstand in der Grundversorgung mit Trinkwasser oder beim Misslingen der Klimawende knnten die Folgen sein. Wie dramatisch die Konsequenzen fr einzelne Unternehmen sein knnen, zeigt das Beispiel eines mittelstndischen deutschen Herstellers fr Sicherheitsventile, die sowohl in Gebuden als auch in Industrieanlagen und bei der Versorgung mit technischen Gasen eingesetzt werden. Das Unternehmen knnte aktuell keine Ventile ohne PFAS-haltige Dichtungen aufgrund mangelnder Alternativen anbieten. 3 Einwandfreies und sauberes Trinkwasser: Rat legt strenge Mindestqualittsstandards fest - Consilium (europa.eu) - 4 - Dies wrde 70 Prozent aller von dem Hersteller vertriebenen Ventile betreffen, die 55 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen - eine wirtschaftliche Katastrophe, die nicht nur Arbeitspltze, sondern auch die Zukunft des gesamten Unternehmens akut bedrohen wrde. Um solche Schden fr unsere Gesellschaft und die Industrie abzuwenden, mssen daher Fluorpolymere wie zum Beispiel PTFE auch im Kontext der Gebudearmaturen aus den oben genannten Grnden aus der PFAS-Regulierung ausgeklammert werden. Frankfurt, 23.08.2023 Dr. Laura Dorfer Stefan Oberdrfer - 5 -